Kulturschock Schweiz?

Reisen Sie gerne und oft? Entdecken Sie mit Vorliebe andere Kulturen? Haben Sie dabei auch schon den einen oder anderen Kulturschock erlebt, wo Ihr Schweizerischer Menschenverstand Sie völlig im Dunkeln tappen liess?

Kehren wir den Spiess einmal um: Angenommen, Sie haben im 2017 vor, Ihre Zelte in der Schweiz aufzuschlagen und haben zwischenzeitlich so von der einen oder anderen Eigenheit, die Sie “typically Swiss” nennen, gehört… Geschockt?

Ja, wie tickt denn die Schweiz eigentlich?

Höflichkeit

Im Restaurant bestellt man mit “Ich hätte gerne…” und “Würden Sie mir…”. Man ist hier zurückhalten, auf Konsens bedacht und sehr höflich. Eine zu forsche und direkte Art, besonders von Menschen, die man nicht gut kennt, wirkt äusserst irritierend. Mit dem Konjunktiv sind Sie immer gut bedient.

Zurückhaltung

Wenn wir Menschen in der Schweiz nicht sofort offen auf Sie zugehen und Sie eher wortkarg behandeln, anstelle Sie zu einem Begrüssungsapéro willkommen zu heissen, heisst das nicht, dass wir Ihnen misstrauen. Wir brauchen einfach Zeit - man sagt uns nach, unsere Natur sei nicht besonders spontan. Kratzen Sie ruhig etwas an der Oberfläche - wenn das Eis einmal gebrochen ist, werden Sie Freunde fürs Leben finden.

Begrüssungsritual

Es gehört zur guten Etikette, sich zur Begrüssung die Hand zu geben, sich mit Namen zu grüssen, Augenkontakt inklusive. Das Gleiche passiert übrigens auch beim Anstossen mit Wein- oder Sektgläsern. Man schaut sich auch hier in die Augen und spricht sich mit Namen gute Trinkwünsche zu. Tja, und das Küssen zur Begrüssung sei auch noch vermerkt. Wir geben uns drei Küsse auf die Wange - als Warnung, dass Sie sich nicht unnötig die Köpfe stossen.

Pünktlichkeit

Pünktlich wie eine Schweizer Uhr - das hat etwas Wahres. Trams und Busse können gar überpünktlich fahren - meint man v.a. dann, wenn man rennend und ein paar Sekunden zu spät an die Haltestelle kommt und den roten Rücklichtern nur noch nachtrauern kann. Nehmen Sie es auch bei Besuchen genau. 5-10 Minuten Verspätung mögen in Ordnung sein, mehr ist definitiv unpassend. Und kommen Sie ja nicht zu früh…

Schulsystem

Lassen Sie sich mit Ihrer ganzen Familie in der Schweiz nieder, werden Sie bald einen Stundenplan der öffentlichen Schule in der Hand halten, der Fächer wie Zeichnen, Handarbeit, Werken und Schwimmen aufgelistet hat. Lernen mit Kopf, Hand und Herz steht in der Schweizer Schule dank Pestalozzi, Gründer der öffentlichen Schule, im Zentrum. Ihr Kind lernt deshalb ganzheitlich und wird die gesteckten Karriereziele trotzdem mit Sicherheit erreichen. Tagesschulen sind erst in Entstehung, Tagesstrukturen jedoch bereits existent. Seien Sie erfinderisch - Sie werden sich organisieren können.

Kaffeepreise

Wenn Sie für einen Café Crème über vier Franken bezahlen, dann begrüssen wir Sie in der Deutschschweiz. Dafür geniessen Sie Ihren Kaffee in einem Land, wo die Lebensqualität auf Höchststand steht. Dafür zahlt man wohl auch seinen Preis.

Abfall trennen

729kg - das Gewicht einer Schweizer Kuh - werfen wir pro Person jährlich an Abfall weg. Das ist europaweit gesehen leider ein Spitzenwert. Weltmeisterlich verhalten wir uns jedoch im Trennen von Abfall. PET, Glas, Karton, Papier, Elektronik, Küchenabfälle,… wir trennen in 24 Kategorien, was heisst, dass wir mehr als 50% unseres Abfalles recyceln. Mit falsch entsorgtem Abfall riskieren Sie in der Schweiz mindestens eine hochgezogene Augenbraue.

Verkehrsregeln und teure Bussen

Wer sich südostasiatische Strassenverkehrsverhältnisse gewohnt ist, riskiert hier hohe Bussen. Fussgänger haben wirklich Vortritt, gefahren wird an der Ampel bei Grün und Tempolimiten sind auch als solche gedacht. Informieren Sie sich über die geltenden Regeln und den daraus erfolgenden Bussen im Strassenverkehr. Sparen Sie sich das Geld besser für eine Ihrer nächsten Reisen und damit fürs Eintauchen in fremde, spannende Kulturen. Wie wär’s z. B. mit Kulturschock Japan?