8. Etappe: Istanbul – Kultureller Schmelztiegel am Bosporus

Istanbul ist eine Stadt der Widersprüche; in der Weltmetropole trifft Farbenpracht auf Trostlosigkeit, Tradition auf Moderne und Europa auf Asien. Ihre Strassen sind auf Hochglanz poliert oder heruntergekommen, ihre Bewohner jung oder alt, hip oder konservativ, freigeistig oder strenggläubig. Doch Gegensätze ziehen sich bekanntlich an, und so verschmelzen Kulturen, Interessen und Lebensweisen zu einer harmonischen Einheit, die eine magische Anziehungskraft auf Reisende aus aller Welt ausübt.

So auch auf unseren Zugvogel, der von der Ägäis noch ein letztes Mal in Richtung Norden aufbricht, um den Spätsommer in der märchenhaften Stadt am Bosporus zu erleben.

 

Hoch hinaus

Der beste Blick auf Istanbul bietet sich im Landeanflug – da glitzert das Goldene Horn, dort der Bosporus, der sich auf einer Länge von 30 km vom Marmarameer zum Schwarzen Meer schlängelt und das europäische vom asiatischen Festland trennt. Stolz ragen unzählige Minarette himmelwärts und fügen sich nahtlos zwischen prächtigen Kuppeln und Wolkenkratzern ein. Kein Wunder, zieht es die Städter hoch hinaus. Ein Restaurant ohne Rooftop-Bar scheint in dieser Stadt undenkbar, zu fesselnd ist der Blick von oben auf das Wimmeln und Wuseln in den Strassen und Gässchen.

Für ein besonders spektakuläres 360 Grad-Panorama in luxuriösem Ambiente lohnt sich ein Besuch im gleichnamigen Restaurant «360Istanbul» im noblen Stadtteil Beyoğlu. Wenn die Sonne hinter dem Bosporus untergeht verwandelt sich das Gourmetlokal in einen angesagten Nachtclub, wo der internationale Jet Set auf Nachtschwärmer aus Istanbuls High Society trifft. Beyoğlu gehört zu den am westlichsten geprägten Stadtteilen; auf der Haupteinkaufsmeile «İstiklal Caddesi» reihen sich lokale und internationale Boutiquen aneinander und unzählige Seitengässchen und Passagen laden zum Entdecken ein. Wem die Füsse schwer werden, den chauffiert die nostalgische rote Strassenbahn die Strasse rauf und runter. Und eine Pause einzulegen lohnt sich, denn in den Strassencafés, Restaurants und Rooftop-Bars wird getanzt bis in die frühen Morgenstunden.

 http://www.360istanbul.com/eng/

 

Verborgene Kulturschätze

Reiseführer zählen die Blaue Moschee, die Hagia Sophia oder den Versunkenen Palast «Yerebatan Sarnıcı» zu den beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten Istanbuls. Sie alle liegen nur wenige Schritte von einander entfernt in der historischen Altstadt «Sultanahmet». Doch beim Bummel durch dieses Stadtviertel fallen viele weitere Moscheen und Museen ins Auge, deren Schätze von den meisten Besuchern unentdeckt bleiben. Der ehemals Grosse Palast von Konstantinopel, der mit den schönsten und farbenprächtigsten Mosaiken aus der Mythologie geschmückt war, gehört zu diesen verborgenen Schönheiten. Der Palast wurde leider zerstört, doch die Bilder sind grösstenteils unbeschädigt und von unschätzbarem künstlerischem Wert. Das Museum befindet sich auf dem Arasta-Basar, einem orientalischen Markt, der neben traditionellem Handwerk die verschiedensten Köstlichkeiten des Orients feilhält. Ein betörender Duft steigt uns in die Nase, nach frischen Feigen, aromatischen Gewürzen und verführerischen Süssigkeiten. Doch noch etwas mischt sich in das exotische Duftgemisch, in Sultanahmet befinden sich nämlich die ältesten Shisha-Bars des osmanischen Reiches; die wohl authentischste nennt sich «Çorlulu Ali Paşa». Diese 300 Jahre alte ehemalige Schule ist die beliebteste Shisha-Bar, die über die Stadtgrenzen hinaus für ihren unwiderstehlichen Apfeltabak bekannt ist. Hier paffen Hipster und Touristen neben Senioren mit tiefen Furchen und weisen Augen, die ihnen eine allwissende Aura verleihen und zu der mystischen Atmosphäre im Dunst des Tabaks beitragen. Eine jahrhundertealte Tradition, die trotz ihres notorisch schlechten Rufes nicht mehr aus der Lebensweise der Einheimischen wegzudenken ist.

https://muze.gov.tr/muze-detay?SectionId=MOZ01&DistId=MOZ

 

Ein jahrhundertealtes Ritual für Geist und Körper

Neben den Shisha-Bars lädt auch der Besuch in einem türkischen Bad dazu ein, den ganzen Zauber des Orients auf sich wirken zu lassen. Wie in einem Märchen aus 1001 Nacht fühlen sich Besucher des bald 300 Jahre alten traditionellen «Cağaloğlu Hamami». Gewölbte Decken, hohe Säulen, Marmorhallen, Kerzenschein und verführerische Aromen betören sämtliche Sinne und öffnen die Tore in eine andere Welt. Traditionell führen Männer und Frauen dieses Ritual getrennt durch, es soll ein Ort der vollkommenen Entspannung sein, an dem Körper und Geist gereinigt werden. Der Besuch in einem Hamam verläuft nach einem immer gleichbleibenden Ritual. Erst mal wird bei einem Gläschen Tee in einem körperwarmen Raum entspannt, dann geht es in den Heissraum, in dem goldene Schalen bereitstehen. Diese füllt man mit warmem und kaltem Wasser, das man sich abwechselnd über den Körper giesst. Nach der rituellen Waschung macht man es sich auf einem warmen Stein gemütlich. Schliesslich folgt der eigentliche Höhepunkt, ein verwöhnendes Körperpeeling mit anschliessender Schaummassage. Das Ergebnis ist Balsam für Körper und Seele, wir sind entspannt und fühlen uns deutlich reiner und schöner. Mit diesem Gefühl begeben wir uns in den Ruheraum und lassen uns mit Tee und türkischen Süssigkeiten weiter verwöhnen. Das «Cağaloğlu Hamami» liegt übrigens nur wenige Schritte vom «Gülhane Park» entfernt, hier kann man Papageien beobachten und die Stille geniessen, damit die Wirkung des traditionellen Baderituals noch eine Weile anhält. 

https://www.cagalogluhamami.com.tr/

 

Die etwas andere Stadtführung auf zwei Kontinenten

Karaköy gehört zu den aufstrebendsten Quartieren Istanbuls und verkörpert im Kleinen, was den Charme der türkischen Metropole ausmacht. Hier sitzen Anzugträger beim Business-Lunch, Familienväter bei der nachmittäglichen Teezeremonie, Mütter schieben Kinderwagen durch die Strassen und Strassenkünstler formen die musikalische Kulisse. Das Viertel ist durch und durch gefüllt mit Farben, Gerüchen und Klängen, die zu einem faszinierenden Ganzen verschmelzen.

Ganz besonders charmant ist die Hoca Tahsin Street, hier schlendern wir unter unzähligen bunten Regenschirmen, die unsere Blicke wie magisch nach oben ziehen. Eine Blickrichtung, die sich lohnt. Denn seit Kulturschaffende alljährlich zu einem internationalen Street-Art-Festival einladen, zieren imposante Wandgemälde und Graffitis die ehemals kargen Mauern und Fassaden. Sightseeing der anderen Art finden wir und lassen uns von den Kunstwerken durch die Strassen führen. Die Intensität dieser Bilder, ihre Botschaften und die schiere Grösse der zum Teil mehrere Meter hohen Kunstwerke regen zum Staunen und Nachdenken an.   

Abends sind die Strassen in Karaköy gefüllt von den Klängen der Jazzclubs, Stimmengewirr und den köstlichen Gerüchen der heimischen Küche. Auch wir sind langsam hungrig. Zu den beliebtesten Snacks in Istanbul zählt «Balik-Ekmek» zu Deutsch: Fisch im Brot. Fisch und Meeresfrüchte gibt es überall und für jedes Budget, doch für das wirklich authentische Erlebnis kauft man das Fischbrötchen bei einem der zahlreichen Fischhändler direkt am Strand.

https://buenosairesstreetart.com/2020/02/istanbul-street-art-and-graffiti-in-turkey-the-best-murals-around-the-city/

 

Mehr Street-Art und ungewöhnliche Gaumenfreuden

Frisch gestärkt wollen wir den Street-Art-Künstlern auch in Asien Aufmerksamkeit zollen. Vom europäischen Karaköy bringen Fähren die Besucher über den Bosporus ins asiatische Kadiköy. Die Überfahrt dauert nicht lange und mit etwas Glück erhascht man einen Blick auf springende Delfine, die hinter der Fähre her schwimmen. Und noch etwas sticht uns Vogelfreunden ins Auge; unzählige Möwen gleiten kreischend über den Köpfen der Überfahrer und schnappen gierig nach Brotkrumen in der Luft. «Simit» klärt man uns auf, so nennt sich das Bagel-ähnliche Brot mit Sesam, das in alter Tradition mit den Möwen geteilt wird.

In Kadiköy dreht sich das Leben im Kreis – wenn die einen aufstehen, gehen die anderen zu Bett; was bei Sonnenaufgang auf dem Fischmarkt beginnt, endet zur selben Zeit in den Bars und Restaurants des lebhaften Stadtviertels. Und doch scheint alles ein wenig entspannter und ruhiger hier auf der asiatischen Seite der Metropole. Wir widmen uns nochmal den Graffitis; auf einmal springt uns ein überlebensgrosser Tiger entgegen, aber auch Porträts und florale Gebilde verschönern die mitunter trostlosen Gebäude. Auch auf dieser Seite des Bosporus fühlt man sich geradezu eingeladen, sich einfach mal treiben zu lassen. Während wir als genüsslich unseren «Raki» schlürfen, erzählt man uns von einer weiteren ungewöhnlichen Tradition, die die jungen und junggebliebenen Bewohner Istanbuls vereint. Nach einer durchzechten Nacht trifft man sich in Kadiköy nämlich gerne zur Suppe bei «Kimyon» – so weit, so gewöhnlich. Doch hier kommen die unterschiedlichsten Innereien auf den Teller: Kutteln, Leber oder Schweinefüsschen verleihen den Brühen ihren kraftvollen Gehalt und stärken die Lebensgeister der Nachtschwärmer.

https://kimyon.com.tr/

 

Vier Brücken zwischen zwei Welten

Obschon die «Metzgete» hierzulande ebenfalls Tradition hat, stehen Schlachtvieh und Innereien nicht auf jedermanns Speiseplan. Doch ebenso vielseitig und facettenreich wie die Istanbuli selbst ist auch das kulinarische Angebot in der Weltmetropole. Uns führt der Hunger zurück nach Beşiktaş im europäischen Istanbul. Übrigens – so idyllisch die Überfahrt mit der Fähre auch ist, wenn’s schnell gehen soll, verbindet die Metro die beiden Kontinente in wenigen Minuten Reisezeit. Unser nächstes Ziel ist Club, Restaurant und Treffpunkt der High Society in einem. Das «Ruby» ist ein angesagter Ort, beliebt nicht nur für seine exquisiten Speisen und Cocktail-Kreationen, sondern auch für den sagenhaften Ausblick über den Bosporus. Im wundervollen Ambiente geniessen wir die aussergewöhnlichen Kreationen aus der Küche und den Blick auf die ehemalige «Bosporus-Brücke». Die imposante Hängebrücke, die anfangs der 70er-Jahre die erste Verbindung über den Landweg zwischen den Kontinenten darstellte, wurde nach den Putschversuchen im Jahr 2016 in «Brücke der Märtyrer des 15. Juli» umbenannt. Heute verbinden ganze vier Brücken Orient und Okzident, und eine davon sollte Ziel einer jeden Istanbul-Reise sein. Sie ist zwar nicht annähernd so lang und mächtig wie die modernen Hängebrücken, doch dafür absolut einzigartig. Während auf der oberen Etage acht Fahrspuren Pendler über das Goldene Horn führen, herrscht in den Cafés und Restaurants der unteren Etage ein munteres Treiben. Und überall werfen Angler ihre Ruten aus, auf der Jagd nach fangfrischer Beute. Die zweistöckige Galata-Brücke ist ein seltenes Erlebnis und ein Sinnbild für das Leben in dieser Millionenstadt.

http://www.rubyistanbul.com/

  

Die heimlichen Herrscher Istanbuls

Istanbul hat viele Besonderheiten und eine davon lässt die Herzen von Katzenliebhabern auf der ganzen Welt höherschlagen. Zwischen den bald 16 Millionen Einwohnern der Metropole wohnen nämlich Abertausende Katzen. Strassenkatzen, genauer gesagt, doch diese Bezeichnung käme für die stolzen Vierbeiner beinahe einer Beleidigung gleich. Sie leben zwar auf der Strasse und doch sie sind die heimlichen Herrscher der Stadt. Sie werden gehegt und gepflegt, man gibt ihnen Namen und umsorgt sie mit einer unbeschreiblichen Fürsorge. Fischhändler teilen ihren Fang, Restaurantbesitzer begrüssen ihre vierbeinigen Stammgäste und an jeder Ecke stehen Futter- und Wassernapf. Manche Menschen bauen den Katzen sogar Häuser und kümmern sich rührend um Muttertiere und ihren Nachwuchs. Die grosse Katzenliebe in der islamischen Türkei wird auf den Propheten Mohammed zurückgeführt, um ihn und seine geliebte Katze Muezza ranken sich viele Legenden. So soll er einmal den Ärmel seines Gewandes abgeschnitten haben, auf dem Muezza schlief, um sie nicht zu stören, als er aufstehen musste. Daher verwundert es nicht, dass in Istanbuls Moscheen Katzen sogar zum Gebet zugelassen sind! Die eleganten Fellknäuel begleiten auch uns auf jeder Etappe unserer Reise, mal blinzeln sie müde von den Dächern hinunter, mal stolpern sie tapsig zwischen unseren Beinen hindurch. Über die Strassenkatzen von Istanbul wurde ein Dokumentarfilm verfasst, der weltweit die Zuschauerherzen eroberte, und sie haben sogar einen eigenen Instagram-Account.

 https://www.kedifilm.com/

 https://www.instagram.com/catsofistanbul/?hl=de

 

Balsam für die Seele…

… und wunde Füsse. Manch einer läuft bei einem Städtetrip einen halben Marathon, denn nur zu Fuss entdeckt man die verborgenen Schätze einer fremden Stadt. So auch auf dieser Reise, die uns in magische Welten und auf zwei Kontinente geführt hat und mit unglaublich vielen Eindrücken in unserer Erinnerung bleiben wird. Doch bevor wir Istanbul den Rücken zukehren, wollen wir unsere strapazierten Beine ein Weilchen hochlegen und uns rundum verwöhnen lassen. Wo das am besten geht weiss Susanne Najid, unsere geheime Quelle für exklusive Wohlfühlaufenthalte. Die erfahrene Expertin für Premium & Lifestyle Services führt uns ins historische «Çiragan Palace Kempinski». Eingebettet in eine gepflegte Parkanlage mit Blick über den Bosporus liegt dieses wunderschöne Hotel, das in einem osmanischen Palast aus dem 17. Jahrhundert untergebracht ist. Gleich vier Lokale, die alle zu den besten Adressen der Stadt gehören, ein aussergewöhnliches Fitness- und Wellneszentrum und ein beheizter Infinity-Pool sorgen dafür, dass wir keine weiten Wege mehr zurücklegen müssen und dennoch geniessen dürfen, was das Herz begehrt. Erfüllt und umsorgt lassen wir uns von der Magie dieser geschichtsträchtigen Umgebung einhüllen, erfreuen uns am spektakulären Aus- und Fernblick und spüren ein letztes Mal den Puls der bezaubernden Millionenmetropole.

http://www.najid.ch/

https://ccircle.cc/tests/cxhl/show/hotel/2122_ciragan-palace-kempinski-istanbul

https://www.kempinski.com/